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Paranoia - Entstehungsprozesse und Auswege. Die Rolle von Einsamkeit und sozialkognitiven Mechanismen sowie eine Behandlungskonzeptualisierung zur Therapie paranoiden Wahns.
| Content Provider | Semantic Scholar |
|---|---|
| Author | Lamster, Fabian |
| Copyright Year | 2016 |
| Abstract | Background. Cognitive behavioral therapy for psychosis (CBT-p) has proven efficacy in the treatment of schizophrenic disorders. However, the implementation of CBT-p-concepts in inpatient and outpatient primary care is not yet realized. The aim of the present study was to proof feasibility of a mood-stabilizing CBT-p-concept for an in-patient clinic based on findings of recent research on the role of emotional processes in the formation of delusional symptoms. Sample and methods. Sixteen patients of a ward for schizophrenia spectrum disorders received a manualized CBT-p for mood stabilization in an individual setting. Socio-demographic characteristics, delusional symptoms, general psychotic symptoms, APPENDIX – STUDIE III 96 depression and chlorpromazine equivalent doses were measured at baseline and postassessment and analyzed with a repeated-measures design. Results. Delusional symptoms were reduced significantly from baseline to posttreatment with large effect sizes in both self-report and observer-rated measures (effect sizes between 0.69 and 1.19). Depressive symptoms decreased significantly with large effect size (1.21). Discussion and conclusions. The findings of the present study support the effectiveness and feasibility of a mood-stabilizing CBT-p concept. Results should be replicated in a randomized controlled trial to consolidate the findings and improve CBT-p interventions in terms of practical applicability and effectiveness. 1. Hintergrund Erst in den 1990er Jahren wurde in Großbritannien und später auch in den USA mit der Adaptation kognitiv-verhaltenstherapeutischer Konzepte aus der Depressionsund Angstbehandlung auf psychotische Symptome begonnen [Turkington et al., 2008; Kingdon, and Turkington, 1994; Turkington et al., 2004]. 1.1 Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie bei Schizophrenie Inzwischen zählt die kognitive Verhaltenstherapie bei Psychosen (CBT-P) zu den etablierten Verfahren in der Behandlung von schizophrenen Störungen. In ca. 50 Primärstudien und mehreren Metaanalysen konnte eine klare Überlegenheit im Vergleich zur Standardbehandlung [Wykes et al., 2008; Turner et al., 2014] belegt werden, die kleinen bis mittleren Effekten hinsichtlich Positiv-, Negativund Gesamtsymptomatik sowie für Halluzinationen entspricht [Jauhar et al., 2014]. Auch hinsichtlich der Wahnsymptomatik zeigen sich kleine bis mittlere Effektstärken [Van der Gaag et al., 2014; Mehl et al., 2015]. In zwei Pilotstudien zeichnen sich ebenfalls erste Hinweise auf die Wirksamkeit einer zehnstündigen Behandlung mit CBT-P im stationären Einzelsetting bei Akut-Patienten ab [Durrant et al., 2007; Haddock et al., 1999]. Im Zuge dieser Entwicklung empfehlen neben internationalen Leitlinienkommissionen auch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sowie der Gemeinsame Bundesausschuss kognitive APPENDIX – STUDIE III 97 Verhaltenstherapie für alle Phasen schizophrener Störungen [Gaebel et al., 2006; Gemeinsamer-Bundesausschuss, 2014]. Mit Hinblick auf die nationalen Leitlinien muss jedoch festgestellt werden, dass sich ein deutliches Implementierungsproblem hinsichtlich CBT-P im stationären und ambulanten Bereich zeigt [Bechdolf, und Klingberg, 2014]. 1.2 Wahnsymptomatik und die Relevanz von Stimmungsstabilisierung Zwei Metaanalysen widmeten sich der Frage, ob sich CBT-P auch positiv auf das Wahnerleben auswirkt [Mehl et al., 2015; Van der Gaag et al., 2014]. In der Metaanalyse von Mehl et al. [2015] wurde der Frage nachgegangen, ob ein eher breiter Fokus von CBT-P oder ein Vorgehen nach dem sogenannten Interventionist-CausalModel-Ansatz [Kendler, and Campbell, 2009] in Bezug auf die Veränderung von Wahnerleben zielführender ist. Die Idee des letztgenannten Ansatzes besteht im Gegensatz zur „klassischen“ CBT-P darin, Wahnerleben nicht direkt durch kognitive und behaviorale Interventionen zu verändern, sondern indirekt durch eine gezielte Veränderung der in den theoretischen Modellen beschriebenen kognitiven oder emotionalen Prozesse, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahn beteiligt sind. Zu diesen Faktoren zählen Sorgen und Grübelverhalten [Freeman et al., 2012; Hartley et al., 2014], Schlaf [Freeman et al., 2012; Freeman et al., 2010], Selbstwert [Thewissen et al., 2008; Smith et al., 2006] und die Reduktion von voreiligem Schlussfolgern [Waller et al., 2015]. In der Metaanalyse von Mehl und Kollegen [2015] erwiesen sich Interventionsstudien, die diesen Ansatz verfolgten [Waller et al., 2015; Freeman et al., 2015], als signifikant erfolgreicher in der Reduktion von Wahnerleben. Somit erscheint es insbesondere bei stationären Patienten mit Akutsymptomatik sehr wichtig, diesen Ansatzpunkt weiter in seiner Praktikabilität und Wirksamkeit zu untersuchen. In den aktuellen Modellen zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahn ist Depressivität ein wichtiger, an der Entstehung und Aufrechterhaltung beteiligter emotionaler Faktor, insbesondere da Depressivität häufig eines der ersten Symptome von Personen ist, die ein erhöhtes Risiko haben, eine Schizophrenie zu entwickeln [Fusar-Poli et al., 2014] und auch Betroffene in Akutphasen häufig substanziell unter Depressivität leiden [Siris, 2001]. Im Langzeitverlauf zeigen sich in der Gruppe der Schizophrenie-Patienten mit Depression eine erhöhte Rückfallwahrscheinlichkeit, eine geringere Beziehungsqualität zu Nahestehenden, Suchtprobleme und eine verringerte somatische Gesundheit [Conley et al., 2007]. Befunde zum Zusammenhang von APPENDIX – STUDIE III 98 Wahnerleben sowie negativem Affekt und Angst [Lincoln et al., 2010] legen nahe, Depressivität als für die Entstehung und Aufrechterhaltung relevanten Faktor in die Behandlung zu integrieren. Somit erscheint die Verbesserung der Stimmung ein geeigneter therapeutischer Ansatzpunkt, um auf diese Weise Wahn indirekt in Anlehnung an den Interventionist-Causal-Model-Ansatz [Kendler, and Campbell, 2009] gezielt zu verändern. Diesem Ansatz entsprechend wurden in dem in dieser Studie überprüften stimmungsstabilisierten KVT-Konzept (KVT-s) primär Strategien eingesetzt, die Depression und traurige Stimmung als zugrundeliegende Faktoren gezielt verändern sollten, um auf diese Weise eine Reduktion von Wahn und anderen Symptomen zu erreichen. Auf Basis dieser Befundlage soll in der vorliegenden Studie die prinzipielle Durchführbarkeit dieses stimmungsstabilisierenden Ansatzes im stationären Setting überprüft werden, sowie erste Hinweise auf eine mögliche Effektivität bei Implementierung dieses Ansatzes in die allgemeinpsychiatrisch-stationäre Standardversorgung untersucht werden. Es wird 1) erwartet, dass sich die allgemeine Wahnsymptomatik, der Grad der Beschäftigung mit dem Wahn, die Überzeugungsstärke der Wahninhalte und Belastung durch die Wahnsymptomatik, sowie die paranoide Wahnsymptomatik zwischen Präund Post-Treatment signifikant reduzieren. Ferner wird davon ausgegangen, dass 2) allgemeine Symptome der Schizophrenie wie Positivsymptomatik, Negativsymptomatik und allgemeine Symptomschwere sowie 3) Depressivität und Angstsymptome reduziert werden können. 2. Methode 2.1 Einund Ausschlusskriterien Die Stichprobe setzte sich aus N = 16 Patienten der Schwerpunktstation für Schizophrenien der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Philipps-Universität Marburg zusammen (alle von den Studientherapeuten angesprochenen Patienten stimmten einer Teilnahme zu). Einschlusskriterien waren 1) das Vorliegen mindestens einer Diagnose des schizophreniformen Störungsbereichs (ICD-10 F2X); 2) das Vorliegen von Wahnüberzeugung (Ausprägungsrad > 2) in einem der Items P1, P5, P6 oder G9 der Positive and Negative Syndrome Scale [Kay et al., 1987]; 3) die Einwilligungsfähigkeit zur Studienteilnahme; 4) ein Alter zwischen 18 und 65 Jahren; 5) ausreichende Deutschkenntnisse; 6) Teilnahme an der Präund Post-Messung. Ausschlusskriterien waren 1) Substanzmittel-Abhängigkeit (außer Nikotinabusus); 2) APPENDIX – STUDIE III 99 akute Suizidalität; 3) das Vorliegen einer komorbiden BorderlinePersönlichkeitsstörung oder einer dementiellen Erkrankung. 2.2 Studiendesign und Setting Bei der vorliegenden längsschnittlichen Untersuchung handelt es sich um ein Prä-Post-Messwiederholungs-Design zur Erfassung der Veränderungen in verschiedenen Primärund Sekundär-Outcome-Maßen zwischen Präund PostTreatment-Messung. Die Studie erfolgte als Pilotprojekt an einer allgemeinpsychiatrischen Spezialstation für Störungen des schizophrenen Formenkreises mit dem Ziel, alle Patienten mit der Indikation einer ICD-10 F2X Störung einzuschließen. Vor dem Hintergrund einer Pilotstudie und der Implementierung in den Stationsalltag wurde keine Kontrollgruppe erhoben, um zunächst die Durchführbarkeit der Therapie zu untersuchen (proof of concept, feasibility). Die vier Studientherapeuten (zwei Diplom-Psychologen in Ausbildung zum Psychotherapeuten, zwei Ärzte in der Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie) durchliefen eine zehnstündige Schulung zum Therapie-Manual und erhielten wöchentlich eine zweistündige Supervision sowie die Gelegenheit zu einer zusätzlichen Beratung in der Implementierung des Studienmanuals. Die Primärund Sekundär-Outcomes wurden vor Therapiebeginn (T0 Prä-Messung) und bei Entlassung (TE Post-Messung) durch externe Diagnostiker erhoben (Psychologie-Studentinnen, die ein fünfstündiges Training durch eine durch das PANSS-Institut zertifizierte Diagnostikerin erhielten). Die Therapiesitzungen fanden einmal wöchentlich statt. Je nach Schweregrad der Störung unterschied sich die Aufenthaltsdauer der Patienten und damit die Anzahl der erhaltenen Therapiesitzungen. Die Art der Medikation und die Änderungen der Dosis wurden als Kontrollvariablen miterfasst. Das restliche Stationsprogramm umfasste Visiten, Ergotherapie, und Physiotherapie, den Besuch einer Psychoedukationsgruppe sowie Gespräche und Kurzkontakte mit dem Pflegepersonal. Alle Patienten wurden über den Zweck und Inhalt der Studie aufgeklärt u |
| File Format | PDF HTM / HTML |
| Alternate Webpage(s) | http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2016/0673/pdf/dfl.pdf |
| Language | English |
| Access Restriction | Open |
| Content Type | Text |
| Resource Type | Article |